Unser Strombedarf wächst. Das am 9. Juni 2024 zur Abstimmung stehende Stromgesetz legt den Grundstein für eine zuverlässige Stromversorgung und einen verstärkten Ausbau erneuerbarer Energien in der Schweiz. Es setzt ambitionierte Ziele für erneuerbare Energiequellen, verbessert die Rahmenbedingungen für neue Produktionsanlagen und steigert die Winterstromproduktion in der Schweiz. Konkret ermöglicht es die Realisierung von 16 Wasserkraftprojekten sowie Solar- und Windprojekten von nationaler Bedeutung. Dabei etabliert das Gesetz klare Richtlinien, wo Energieanlagen errichtet werden können und wo nicht. Das Gesetz stellt sicher, dass der Ausbau umweltverträglich erfolgt und die Souveränität des Volkes gewahrt bleibt. Viele Solaranlagen sollen zudem auf bestehenden Gebäuden installiert werden. Hier setzt die Vorlage Anreize, zum Beispiel eine landesweit einheitliche Minimalvergütung für Besitzer:innen kleinerer Fotovoltaikanlagen, die Strom ins Netz speisen. Auch der Bau neuer Kernkraftwerke ist beim neuen Energiegesetz nicht ausgeschlossen, obwohl das Volk sich 2017 dagegen entschieden hat. Die Umsetzung solcher Projekte dauert jedoch zu lange, als dass wir uns allein auf sie verlassen könnten. Wir brauchen jetzt Lösungen.
Grosse Teile der SVP sowie die FDP, Mitte, EVP, GLP, SP und die Grünen haben das Gesetz im Parlament unterstützt. Im Ständerat wurde es einstimmig und im Nationalrat mit lediglich 19 Gegenstimmen angenommen.
Vorteile für Stromkundschaft
Das Stromgesetz führt auch neue Regeln für die Festlegung von Strompreisen ein, wobei inländischer erneuerbarer Strom priorisiert wird. Energieversorger sind verpflichtet, Strom am Markt möglichst risikoarm zu beschaffen, um Stromkunden vor starken Preisschwankungen zu schützen. Zudem müssen sie Massnahmen zur Energieeinsparung zugunsten ihrer Kundschaft umsetzen. Stromkunden profitieren ausserdem von einer gesteigerten Versorgungssicherheit, indem sie Strom selbst erzeugen oder lokal erwerben können. Das Gesetz trägt insbesondere zur Sicherung der Stromversorgung im Winter bei, wenn die potenzielle Energieknappheit am grössten ist. Je besser dies gelingt, desto weniger sind wir auf ausländische Importe oder teure Notfallmassnahmen angewiesen.
Nicht gesicherte Importe aus dem Ausland
Die jüngsten Ereignisse wie die Energiekrise und der Ukrainekrieg zeigen die Risiken einer starken Abhängigkeit vom Ausland. Der zukünftige Strombedarf steigt trotz Effizienzsteigerungen stark an, da die bestehenden Kernkraftwerke am Ende ihrer Laufzeit schrittweise abgeschaltet und fossile Brennstoffe vermehrt durch Strom ersetzt werden. Auch unsere Nachbarländer sind von Energiekrise und Klimawandel betroffen und befinden sich auf dem Weg zur Dekarbonisierung. Die Schweiz muss daher ihre eigene Stromproduktion ausbauen, besonders im Winter, um unabhängiger zu werden und die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.
Bedeutung für Adelboden
Ein Ja zum neuen Energiegesetz bedeutet mehr als nur eine Zustimmung zu einer weiteren Regelung - es eröffnet uns die Möglichkeit, aktiver Einfluss auf die Preisgestaltung und unsere Energieversorgung zu nehmen. In Adelboden stösst das LWA mit seinen bestehenden Wasserkraftwerken und Solaranlagen an Grenzen - um den Bedarf insbesondere im Winterhalbjahr zu decken, sind wir aktuell auf einen erheblichen Teil an Strom vom Markt angewiesen. Trotz bereits heutiger risikoarmer Beschaffungsstrategie können Extremsituationen am Markt nicht vollumfänglich abgefedert werden. Daher haben wir bereits Schritte unternommen, wie beispielsweise den geplanten Bau einer alpinen Solaranlage oder Abklärungen in Richtung Stromspeicherung, um unsere Abhängigkeit vom Strommarkt zu reduzieren.
Das neue Stromgesetz ist zum jetzigen Zeitpunkt zentral, da es unter anderem den raschen Ausbau der erneuerbaren Energien im Einklang mit Landschaft und Umwelt ermöglicht. Das klare Ja der Adelbodner Stimmbevölkerung zur alpinen Solaranlage an der Gemeindeversammlung im November 2023 unterstreicht die Bedeutung dieser Themen für unsere Gemeinschaft und zeigt, dass wir bereit sind, entscheidende Massnahmen zu ergreifen, um unsere Energiezukunft zu gestalten und unsere Natur zu schützen.