Employer Branding als Schlüssel zur Fachkräftesicherung

Der Fachkräftemangel trifft Unternehmen in der Schweiz zunehmend hart – unabhängig von ihrer Grösse. Mit einer alternden Bevölkerung stehen wir vor einer bedeutenden Herausforderung: Bis 2040 wird die Zahl der über 65-Jährigen um 40% steigen, während die Altersgruppe der 20- bis 64-Jährigen lediglich um 4% wächst. Dadurch steigt der Druck auf den Arbeitsmarkt erheblich. Arbeitgeber müssen heute mehr denn je ihre Attraktivität steigern, um qualifizierte Mitarbeitende zu gewinnen und langfristig zu binden.

Besonders für KMU ist Employer Branding keine Option mehr, sondern eine strategische Notwendigkeit. Die Verschiebung der Verhandlungsmacht hin zu den Mitarbeitenden verlangt innovative Ansätze: Flexible Arbeitszeiten, attraktive Bedingungen und eine klare Positionierung als moderner Arbeitgeber sind essenziell, um im „War for Talents“ erfolgreich zu sein.

Ein besonders dringliches Beispiel: In der Strom- und Energieversorgung, verstärkt durch die Energiewende, werden in den kommenden Jahren tausende zusätzliche Fachkräfte benötigt. Die Solarbranche beispielsweise muss ihre Mitarbeitendenzahl bis 2030 verdoppeln, um die Ausbauziele zu erreichen. 

Anfang 2024 hat das LWA ein neues Arbeitszeitmodell eingeführt, das den Mitarbeitenden flexiblere Arbeitszeiten ermöglicht. Die Soll-Arbeitszeit wurde auf 40 Stunden reduziert, wobei die Arbeitszeit ausserhalb der Blockzeiten individuell gestaltet werden kann.

Eine 4-Tage-Woche wurde ebenfalls geprüft, doch die damit verbundenen längeren Arbeitstage erschienen weniger erholsam und flexibel. Stattdessen bieten wir Mitarbeitenden nach Rücksprache individuelle 4-Tage-Wochen an – ein Ansatz, der auf unterschiedliche Bedürfnisse eingeht.

Auch der Pikettdienst wurde angepasst: Ab Sommer 2024 konzentriert sich unser Störungsdienst ausschliesslich auf kritische Versorgungsbereiche wie Strom, Wasser, Fernwärme und Kommunikation. Nicht dringende Anliegen werden am nächsten Arbeitstag erledigt. Dies entlastet die Mitarbeitenden sowohl in ihrer Freizeit als auch beim Umgang mit dem umfangreichen Wissen, das aufgrund unseres breiten Tätigkeitsfeldes zuvor kaum noch von Einzelpersonen abgedeckt werden konnte.

Eine transparente und wertschätzende interne Kommunikation ist für uns unverzichtbar. Über digitale und persönliche Kanäle halten wir die Mitarbeitenden kontinuierlich auf dem Laufenden und fördern den direkten Dialog. Regelmässige Mitarbeitergespräche sind fest etabliert, da wir wissen, dass ein positives Arbeitsklima und das Gefühl der Einbindung die Zufriedenheit und den Teamzusammenhalt stärken. Dies ist für uns eine zentrale Form der Wertschätzung.

Um junge Talente anzusprechen, setzen wir auf vielfältige Massnahmen:

• Präsenz auf Lehrstellenmessen und Schulveranstaltungen: Diese Plattformen ermöglichen uns, direkt mit Schülerinnen und Schülern ins Gespräch zu kommen und generieren immer wieder Schnupperlehren. 
• TikTok als Kommunikationskanal: Mit unserem Account @lwa_ag erreichen wir junge Menschen in ihrem bevorzugten Umfeld. Humorvolle Videos, Einblicke in den Arbeitsalltag und aktuelle Trends machen uns als Arbeitgeber erlebbar.

Die Schnupperlehre ist ein zentrales Instrument, um potenzielle Nachwuchskräfte zu begeistern. Wir haben den Ablauf überarbeitet, um den Einstieg zu erleichtern:

• Persönliche Begrüssung und Einführung: Berufsbildner:innen begleiten die Jugendlichen durch die ersten Schritte und stellen den Betrieb vor.
• Checklisten und Einbindung in Arbeitsprozesse: So gewinnen die Schnupperlis praktische Einblicke.
• Abschlussgespräch und Kontaktpflege: Ein kleines Geschenk und ein Schnupperlohn runden das Erlebnis ab. Interessierte Jugendliche bleiben auch nach der Schnupperlehre mit uns im Austausch.

In einer durch uns eigens durchgeführten Umfrage gaben Jugendliche und Eltern Einblicke in ihre Prioritäten: 

• Jugendliche priorisieren Spass an der Arbeit und unterstützende Ausbildner:innen. Weiterbildungsmöglichkeiten spielen eine geringere Rolle, während Freizeit für Hobbys und Freunde hoch im Kurs steht. Eine Meinung, die durchs Band hinweg gleich ausfiel: Berufe in der Elektrobranche seien auch für Mädchen geeignet. Quelle: Umfrage LWA an der Lehrstellenmesse Frutigen, vom 05.03.2024.
• Eltern achten auf das Arbeitsklima und den Ruf des Unternehmens. Die Nähe zum Wohnort und die Qualität der Betreuung durch die Ausbildner:innen sind für sie entscheidende Faktoren. Besonders interessant war die Rückmeldung, dass der „War for Talents“ längst auch bei den Lehrstellen angekommen ist und die „Kundenorientierung“ gegenüber den Lernenden zentral ist.

Diese Erkenntnisse fliessen direkt in unsere Ausbildungsangebote ein und stärken unsere Position als attraktiver Arbeitgeber.

Im Herbst 2024 haben wir mit Unterstützung der Firma iCommit erneut eine Mitarbeitendenumfrage durchgeführt. Dabei wurden zentrale Themen wie Commitment, Zufriedenheit, Resignation und Weiterempfehlung abgefragt.

Die Ergebnisse zeigen: Unsere Mitarbeitenden schätzen das LWA weiterhin als attraktiven Arbeitgeber. Dies wurde durch eine Zertifizierung beim Swiss Arbeitgeber Award bestätigt. Für uns ist dieses Feedback jedoch weit mehr als eine Auszeichnung – es dient als Grundlage, um Arbeitsbedingungen kontinuierlich zu verbessern und auf die Bedürfnisse unserer Teams einzugehen.

Der Fachkräftemangel stellt Unternehmen vor grosse Herausforderungen, doch ein starkes Employer Branding macht den Unterschied. Flexibilität, Familienfreundlichkeit, offene Kommunikation und gezielte Nachwuchsförderung schaffen die Basis, um langfristig motivierte Mitarbeitende zu gewinnen und zu halten.

Das LWA zeigt: Mit den richtigen Massnahmen können auch KMU als attraktive Arbeitgeber punkten und erfolgreich in die Zukunft starten.