Wenn ein Bergdorf für kurze Zeit zur Kleinstadt heranwächst

Publiziert: 15. Dezember 2021

Adelboden

Die Wintersaison ist da und schon bald wächst Adelboden dank dem Tourismus für kurze Zeit wieder zu einer Kleinstadt heran. In Zahlen bedeutet dies, dass zu 3'300 einheimischen Adelbodnerinnen und Adelbodnern rund 13'000 Stamm-, Hotel- und Parahotellerie-Gäste und 5'000 Tagesgäste dazu kommen. Eine für die Strom- und Trinkwasserversorgung herausfordernde Situation.

Der Stromverbrauch steigt in Spitzenzeiten während Weihnachten und Neujahr um mehr als das Dreifache. Dies bedingt ein starkes und gut unterhaltenes Stromnetz, welches dieser Mehrbelastung standhalten kann und eine zuverlässige Stromversorgung jederzeit ermöglicht. Dass dieses Stromnetz nicht temporär ausgebaut werden kann, ist selbsterklärend. Dies bedeutet aber auch, dass Adelboden das ganze Jahr über ein Stromnetz verfügt, welches eine Kleinstadt wie Steffisburg versorgen könnte. Einziger Unterschied: in Adelboden sind die grössten Strombezüger nicht geballt in Industriegebieten, sondern über das gesamte Gemeindegebiet verteilt, sogar hoch oben in den Bergen.

Auch die Trinkwasserversorgung muss für den massiv erhöhten Bedarf im Winter ausgelegt sein. Just zu jener Jahreszeit, in welcher die Trinkwasserquellen am wenigsten ergiebig sind. Sollten einmal die Quellen zu wenig Wasser liefern, steht uns als Rückgrat zusätzlich ein Pumpwerk zur Verfügung, welches Grundwasser in die Trinkwasserversorgung fördert. Damit Teile der Infrastruktur und die wertvolle Ressource Wasser auch in der restlichen Jahreszeit ökologisch sinnvoll eingesetzt werden können, wird bei sinkendem Bedarf und höherer Quellergiebigkeit ein Teil des Überschusses einem Trinkwasserkraftwerk zur nachhaltigen Stromproduktion zugeführt.

Bei der Stromversorgung sieht dies Stand heute anders aus. Auch das Stromnetz muss für die Spitzenlast im Winter ausgelegt sein und mit der Umsetzung der Energiestrategie 2050 des Bundes ergeben sich neue Herausforderungen. Die Strategie setzt mit der Dekarbonisierung unter anderem auf die dezentrale Stromproduktion und auf eine weitere Elektrifizierung. Ölheizungen werden durch Wärmepumpen ersetzt, Autos mit fossilen Brennstoffen durch Elektroautos. Klassische Fotovoltaikanlagen auf Hausdächern, allfällig kombiniert mit lokalen Stromspeichern, tragen zwar einen sehr wertvollen Teil zur Umsetzung der Energiestrategie 2050 bei, aber eben nur bedingt, wenn in Adelboden der Strombedarf am höchsten ist: im Winter.

Um deshalb im Strombereich nicht im gleichen Ausmass die Infrastrukturen weiter verstärken zu müssen, arbeiten wir aktiv am Thema Smart Grid. Das Ziel von Smart Grid ist es, ein intelligentes Stromnetz umzusetzen, welches uns mittels Vernetzung und Informationsaustauschs hilft, flexible Lasten in Zukunft zu steuern. Dank Smart Grid soll es daher möglich sein, die Stromspitzenlasten einzudämmen und damit die Notwendigkeit von Netzverstärkungen zu verringern. 

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